„Die Intensivbetten werden immer knapper.“ Eine Aussage, die Angst machen soll. Während der Pandemie-Monate 2020 bekam man die angebliche Bettenknappheit in den Intensivstationen von sämtlichen Medien täglich um die Ohren gehauen. Mussten also immer mehr Patienten wegen schwerer Corona-Verläufe auf die Intensivstation?
Nein, denn wie man dem DIVI-Intensivregister, das die Behandlungskapazitäten in den Krankenhäusern erfasst, entnehmen kann, blieb die Zahl der intensiv behandelten Patienten konstant. Jedoch wurde die Zahl der bereitstehenden Intensivbetten kontinuierlich reduziert, nämlich um etwa 7.000 innerhalb eines Jahres von April 2020 bis April 2021.
Tatsächlich sind die Intensivbetten alle noch da, nur dürfen sie nicht belegt werden, weil Personal fehlt. Das ist auch nicht urplötzlich weniger geworden, sondern der vorgeschriebene Pflege-Schlüssel wurde verschärft. Vor der Pandemie durfte ein Pfleger noch 2,5 Betten tagsüber und 3,5 während der Nachtschicht betreuen, seit Anfang 2021 darf er nur noch für zwei beziehungsweise drei Betten zuständig sein.
Die Kliniken haben also nicht mehr genug vorgeschriebenes Personal pro Intensiveinheit und müssen deswegen einsatzbereite Betten aus dem Rennen nehmen.
Nicht nur, dass die Bundesregierung somit die Zahl der Intensivbetten künstlich verknappt, sie erzählt auch noch Humbug und behauptet, das wären tagesübliche Schwankungen. Eine Behauptung, die man mit einem Blick in das DIVI-Intensivregister widerlegen kann.
Bei der Regierungsbefragung am 14. April habe ich die Bundesregierung direkt darauf angesprochen und nur Ausflüchte zu hören bekommen. Aber das passt ins Bild: Über die 21 geschlossenen Kliniken während der Pandemie-Phase schweigt man sich auch aus.
Meine Frage, was das Bundesministerium für Gesundheit getan hat, um die Personalkapazitäten in der Pflege zu erhöhen, blieb natürlich unbeantwortet. Erst definiert die Regierung mit allen medialen Mitteln eine pandemische Notlage und sorgt anschließend mit einer künstlichen Verknappung der Intensivbetten selbst für die entsprechenden Horrormeldungen, die eine Zunahme an Intensivpatienten suggerieren. So kann man dann natürlich auch die existenzvernichtenden Lockdown-Maßnahmen rechtfertigen. Immer längere, immer schärfere Maßnahmen – das war und ist das, was die Verantwortlichen als Lösung anbieten.
Man hätte das Jahr auch anders nutzen können: Den Pflegeberuf mit allen erdenklichen Maßnahmen unterstützen, Intensivpfleger aus- und weiterbilden, Kapazitäten schaffen und vor allem endlich das Personal auf den Intensivstationen fair bezahlen. Dann stünden auch mehr Intensivbetten zur Verfügung, und die Medien wären zumindest um eine Horrormeldung ärmer.
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