Planlos und überstürzt entschloss sich Kanzlerin Merkel vor zehn Jahren zum vollständigen Kernkraftausstieg Deutschlands. Anlass waren nicht etwa solide Überlegungen, wie man den Industriestandort Deutschland und seine Menschen mit sicherer und finanzierbarer Energie versorgen könnte, sondern eine hysterische Überreaktion auf Fukushima – als ob Hysterie und Angst ein guter Berater wären.

In etwas über einem Jahr sollen die letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz genommen werden. Was auf die Bürger dann zukommen wird, ist schon jetzt absehbar: Weiter steigende Energiepreise, die im Gepäck einen massiven Preisanstieg aller Waren und Dienstleistungen mit sich bringen wird. Dabei ist der Atomausstieg Politik für eine absolute Minderheit. Nur 27,5 Prozent der Befragten lehnen Kernkraft grundsätzlich ab. Der Rest fürchtet vermutlich einen kalten und teuren Winter.

Während uns geschwätzige Leitartikler in den Feuilletons der deutschen Medien regelmäßig weiß machen wollen, dass die Welt auf Deutschland schauen und es für den mutigen Schritt zu erneuerbaren Energien bewundern würde, bauen die europäischen Nachbarn reihenweise die Kernenergie aus. Frankreich startet ein milliardenschweres Programm zum Bau neuer, dezentraler Atomkraftwerke, Großbritannien baut mindestens ein neues Kernkraftwerk und Tschechien schraubt den Anteil der Kernenergie gerade von rund einem Drittel auf die Hälfte hoch. Kein Wunder, denn Kernenergie ist sicher, günstig und CO2-neutral.

Natürlich sind Unglücke wie die von Tschernobyl und Fukushima problematisch. Aber beides hätte schon nach dem damaligen Stand der Technik in Deutschland nicht passieren können. Doch statt sich an die Spitze der Innovatoren zu setzen und daran zu arbeiten, Kernenergie noch sicherer zu machen, begab sich Deutschland in die Rolle eines bockigen Kindes und zählte stattdessen auf die wohlklingenden Hirngespinste der vermeintlich sauberen Energien. In Wirklichkeit spielt es aber keine Rolle, wieviel Prozent unseres Bodens wir noch mit Windrädern versiegeln und damit zerstören. Wenn kein Wind weht, haben wir keinen Strom. Und dann wird man zu hohen Preisen von den europäischen Nachbarländern Energie aus Kern- und Kohlekraftwerken hinzukaufen müssen.

Auf die Bürger, die diesen Ausstieg aus der Kernenergie mehrheitlich nicht wollen, werden neben steigenden Preisen weitere Nierenschläge zukommen: Energieintensive Industrien wandern weiter ins Ausland ab, was Arbeitsplätze kostet. Und je höher der Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix ist, desto instabiler wird das Stromnetz. Folge: Blackoutgefahr. Auch darauf ist Deutschland nicht vorbereitet. Statt also weiter den eingeschlagenen und objektiv falschen Weg zu beschreiten brauchen wir vor allem eins: den Ausstieg aus dem Ausstieg.